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Gedanken des Bürgermeisters zum Volkstrauertag

10. 11. 2021

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

gestatten Sie mir auch dieses Jahr mit ein paar Zeilen unsere Gedanken auf den kommenden Sonntag, den Volkstrauertag, zu lenken.

 

Leider inzwischen ein Tag, der dem Vergessen, der Nichtbeachtung geschuldet seine nachhaltige Bedeutung verliert, ein Tag, dem die Bedeutung der Geschehnisse abgesprochen wird. Die hohe Politik demonstriert jedes Jahr mit medialen Veranstaltungen, mit Kranzniederlegungen und Gedenkstunden die Erinnerung an die geschichtlichen Ereignisse im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Das ist richtig und wichtig, nur muss ich sagen, erreichen sie trotz aller Bemühungen längst nicht mehr das Herz des Volkes.

 

Wir wissen auch alle warum. Die Zeit des Vergessens schreitet voran. Seit dem Kriegsende am 2. September 1945 sind über 76 Jahre vergangen. Eine Handvoll Zeitzeugen gibt es auch bei uns noch, die damals zum Kriegsende als junge Burschen mit 16 und 17 Jahren zum Kriegsdienst eingezogen wurden, inzwischen hoch betagt weit über 90. Wie bitter muss es in deren Augen sein, diesen einen Tag, der ihre Lebensgeschichte erzählt, dahinsiechen zu sehen.

 

Im Großen heißt es ja immer: „Im Gedenken an die vielen Millionen Tote der Weltkriege stehen wir am heutigen Volkstrauertag wieder an den Gedenkstätten“ und endet meist mit den Worten: „Der Volkstrauertag ist ein Tag der Erinnerung und der Besinnung: der Erinnerung an Krieg und Gewalt und des Gedenkens an die Toten. Wir verneigen uns in Trauer vor ihnen und bleiben ihnen verbunden in der dauerhaften Verpflichtung für Frieden, Freiheit, Demokratie und Menschlichkeit.“

 

Ja, alles wertvolle, sehr wertvolle Sätze, die es zu verinnerlichen gilt, aber ganz ehrlich, wer hört diese Worte noch, wer erinnert sich dieser Sätze und diskutiert darüber? Ich weiß, das Ganze klingt immer etwas provokant, aber wenn ich mein Ziel erreiche, dass Sie darüber reden, habe ich in unserer Gemeinde schon mehr erreicht als derjenige, der einen Artikel darüber veröffentlicht, der themenbekannt nur überflogen schon Stunden später in der Altpapiertonne verschwindet.

 

Vielleicht kann ich Sie am kommenden Sonntag zu einem Spaziergang animieren. Mal nicht raus in die Natur, einen Spaziergang durch das Dorf, durch die alten Gassen. Schauen Sie rein in die Höfe und machen Sie sich Gedanken darüber wie es hier vor hundert Jahren ausgesehen haben könnte. Bauernanwesen, kleine Höfe, die von dem gelebt haben was auf Feld und Stall erwirtschaftet wurde. Große kinderreiche Familien, die im Generationenverbund dort lebten. Eine Welt in Einfachheit, die wir uns heute nicht mehr vorstellen können. Und über diese Menschen, die Tag für Tag für das ihre sorgten, brachen Kriege herein, denen sie mit Leib und Leben Rechnung tragen mussten – ob sie wollten oder nicht. Rechnung tragen mussten, weil ihnen gar nichts anderes übrig geblieben ist, als sich vor dem Regime der Kriegstreiber, die zeitgleich mit fanatischer Propaganda und gewaltgeprägter Zwangsherrschaft das Volk vereinnahmten, zwangsgebunden zu beugen. Vor diesem System gab es für diese Menschen kein Entfliehen.

 

Vielleicht lenken Sie Ihre Schritte dann in Richtung Kirche, wo am Friedhof das Kriegerdenkmal steht. Lesen Sie die Namen und Daten, die dort stehen. Allesamt junge Männer zwischen 18 und 30 Jahren, die in ganz Europa verteilt dem Kriegsregime Dienst leisten mussten und dabei ihr Leben unter grausamsten Umständen verloren. Sie wurden der Sache geopfert. Und um den Gedankengang zu Ende zu führen, wer aus Ihrem Umfeld wäre denn in diesem „wehrfähigen Alter“? Auch damals waren es Söhne, junge Väter, Schulkameraden, Freunde und Nachbarn. Wenn Sie nun den Rückweg Ihres Spaziergangs antreten, dann vielleicht in Gedanken des damaligen Briefträgers oder Bürgermeisters, die damals die Todesnachricht ins Haus bringen mussten. Die Ängste der Eltern, der Familien, die die unweigerliche Nachricht auf sich zukommen sahen, als die Boten die Schritte in ihr Haus lenkten…

 

In aller Selbstverständlichkeit, dass es für uns schon immer so war, haben leider Viele verlernt den ungemein hohen Wert des Friedens zu schätzen, sodass genau daraus die große Gefahr besteht, nicht zu erkennen, wann die Erhaltung unseres Friedens gefährdet ist.

 

Mir liegt es am Herzen gerade zum Volkstrauertag, unsere heutige Generation, die in Frieden und Freiheit geboren wurde, daran zu erinnern, dass dies beileibe nicht immer so war und dass jeder Einzelne das seine dazu tun muss, diesen für uns selbstverständlichen Reichtum des Friedens und den Vorzug in einer freiheitlichen Demokratie leben und sich darin verwirklichen zu dürfen und den nächsten Generationen zu erhalten.

 

Deutschland hat das Bewusstsein, dass die letzten beiden großen Kriege von deutschem Boden ausgegangen sind und daraus gibt es zum Glück eine ganz stabile Mehrheit in der Bevölkerung, die sich gegen Krieg und Terror ausspricht. Und das ist eine große politische Kraft, auf die wir stolz sein dürfen, die in ihrer Signalwirkung nach außen in die ganze Welt wirkt, im Besonderen wenn es darum geht Frieden zu erhalten und dafür auch entsprechende Wege mit zu begleiten. Der Volkstrauertag ist der Tag des Friedens, der genau diesen gemeinschaftlichen Gedanken trägt.

 

Das, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, sind meine Gedanken zum diesjährigen Volkstrauertag und ich kann nur darum bitten, sich nicht sorglos und achtlos zu geben, wenn es um den Erhalt von Frieden und Demokratie in unserem Land geht.

 

…und nicht vergessen: Spaziergang am nächsten Sonntag!

 

Karl Malz

1. Bürgermeister

 

Volkstrauertag 2021

 

 

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