Jahresabschluss 2020

18. 12. 2020

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,


heuer ein paar Weihnachtsgedanken zu fassen und für Sie niederzuschreiben ist nicht einfach. Überhaupt, die Vorfreude zu verinnerlichen, sich auf das Weihnachtsfest und das Jahresende zu konzentrieren ist ein Spiegel des gesamten Jahreslaufes.


Aber lassen Sie mich doch mit einer frohen Botschaft beginnen. Trotz aller Umstände war dieses 2020 wirtschaftlich gesehen für die Gemeinde Tapfheim, mit all den vielen Projekten ein erfolgreiches Jahr. Wir konnten zahlreiche Vorhaben umsetzen, sodass dem Wachstum und Fortschritt in unserer Gemeinde erfolgreich Rechnung getragen werden konnte. Das war es aber auch schon mit den guten Nachrichten.


Anfang dieses Jahres zeichnete sich das Geschehen für jeden, der sich mit der Weltpolitik beschäftigt, bereits ab. Aber mir kam es so vor, als wollte es keiner so richtig glauben. Sofern man das überhaupt sagen kann, bin ich froh, dass wir frühzeitig richtig reagiert haben. Im Januar haben wir bereits Masken bestellt, Notfallpläne für Kindergarten, Schule, Feuerwehr und Verwaltung erarbeitet, um nicht wie die Mehrheit in unserem Land plötzlich überrascht zu sein, von dem was uns hier an extremer Herausforderung in den Weg gelegt hat. Und das haben wir gut gemacht, wir alle.


Ich denke dennoch, dass meine Enttäuschung in die höhere Politik nachvollziehbar ist, die sehr lange Denk- und Umsetzungsprozesse hat bis tatsächlich etwas geschieht. Dies ist anscheinend auch unserem ganzen System geschuldet, sodass es gar nicht anders machbar ist. Aber auch hier wurde inzwischen viel dazugelernt. Angesichts der Gesamtsituation ist es für mich jedoch inakzeptabel, dass unter dem Schlagwort „Freiheit“ dann sämtliche Maßnahmen, die zur Eindämmung der Krankheit als „Einschnitt in die persönliche Freiheit“ angegriffen werden. Dass sogenannte „Querdenker“ unter der Führung rechts ausgerichteter Gruppen und Parteien das System nicht nur kritisieren, sondern sogar attackieren. Mit aller Deutlichkeit: Es hat jeder die Möglichkeit, frei zu entscheiden, wie und wo er leben will, wenn ihm die demokratische Grundausrichtung in Deutschland nicht gefällt. Das Angenehme dagegen, bis hin zur sozialen Vollausstattung, das nehmen alle selbstverständlich gerne mit. Darauf will natürlich keiner verzichten.
Die Bürgerpflicht, bis hin zur Verpflichtung gegenüber der Allgemeinheit und dem eigenen Gewissen, ist im Ego mancher bereits versiegt. Ich weiß, das sind keine weihnachtlichen Worte, aber zum Abschluss des Jahres soll auch das mal gesagt sein.


Die Einschränkungen in unserer Gemeinde in diesem Jahr waren und sind von allen deutlich spürbar. Im Zwischenmenschlichen hatten wir kaum eine Chance uns nur angrenzend in gewohnter Weise zu treffen. Das Vereinsleben kam nahezu vollständig zum Erliegen, was für sämtliche Vereine eine große Herausforderung ist und ich mir auch sicher bin, dass sich die Vorstände die Köpfe zermartern, wie sie ihre Mitglieder und ihre Vereine über diese inaktive Zeit bringen und sich auch heute schon Gedanken drüber machen, ob und wie der Neustart gelingen kann. Wenn es so weit sein sollte, bitte ich heute schon alle, ihre Vereine zu unterstützen. Eine besonders bittere Pille haben die älteren Mitbürger als „Risikogruppe“ zu schlucken, indem nun fast über ein Jahr deren gesellschaftliches Leben auf die eigenen vier Wände vornehmlich beschränkt ist und mir es momentan nicht mal möglich ist, Sie zu animieren, mehr auf die Senioren in der Nachbarschaft und der Bekanntschaft zuzugehen. Ich muss aber auch feststellen und anerkennen, dass gerade hier mit großer Gelassenheit und ganz wenig Kritik die Situation gemeistert wird. Davon könnten sich wirklich einige eine Scheibe abschneiden.


Mit ein paar Sätzen möchte ich mich bei unserem pädagogischen Personal im Kindergarten und der Schule bedanken. Für die wenigsten ist der Spagat, der zwischen Elternschaft und den staatlichen Vorgaben geleistet werden muss, nachvollziehbar. Einen einigermaßen sinnvollen Betriebsablauf zu gewährleisten, ist nach wie vor fast ein Ding der Unmöglichkeit. Um die Lasten bestmöglich nicht auf den Kindern abzulagern, hat sich die Schulleitung mit dem gesamten Kollegium, sowie auch unsere Kindergartenleitung mit dem gesamten Team, so einiges mit und über die Vorgaben hinaus einfallen lassen, um den Betrieb am Laufen zu halten. Ich möchte es nicht versäumen hier ein besonderes Dankeschön stellvertretend für alle Eltern und Verantwortlichen auszusprechen.


Ja, ich denke doch, wir haben alles dafür getan, dieses Jahr zu meistern. Einfach das Beste aus der Situation zu machen. Alles und jedem konnten wir es zwar nicht recht machen, jedoch haben wir uns bemüht, den erträglichen Rahmen zu finden und das ist uns gelungen. Ich danke jedem, der uns in jeglicher Form unterstützt hat.


Es wird ein stilles Weihnachten. Wir sind angehalten, zuhause im engsten Kreis das Weihnachtsfest, die Geburt Christi, und heuer vielleicht umso mehr auch mal den Familienzusammenhalt zu feiern. Das christliche Hochfest wird schon viel zu lange kommerziell und wirtschaftlich ausgeschlachtet. Vielleicht ist es heuer auch eine kleine Chance, die uns geboten wird, wieder mal auf das Wesentliche zu blicken. Ich weiß, es will keiner auf Geschenke verzichten. Aber muss es tatsächlich immer mehr und mehr sein. Teuer, glänzend, einzigartig ist alles und liegt doch unbeachtet am nächsten Tag irgendwo im Schrank. Wir haben in unserem Konsum und Wohlstandsleben vieles verlernt oder ist in weite Ferne gerückt. Ist nicht die Familie, das Miteinander doch das noch größere Geschenk? Ich hab das schon oft aus den Augen älterer Menschen gelesen, dass das überbrachte Geschenk nicht klein genug sein kann, um der Grund für ein menschliches, warmes von Herzen kommendes Wort zu sein. Dieser weihnachtliche Gedanke trägt sich heuer umso mehr, wenn Nähe und Menschlichkeit fehlen. Es ist nicht untersagt sich etwas Zeit zu nehmen, mit Telefon, mit ein paar geschriebenen Zeilen, mit einem Gespräch an der Haustüre, einfach mal über das floskelhafte „Frohe Weihnachten“ hinaus nach den Rechten zu schauen und nachzufragen: „Wie geht’s euch?“, „Fehlt Euch was?“, um dann, etwas später, mit der gesegneten Weihnachtszeit und Gesundheit im Neuen Jahr zu schließen.


Es möge jeder in sich gehen und seine ehrlichen Wünsche für das kommende Jahr überdenken. Was ist im Leben wirklich wichtig? Da werden die meisten auf das gleiche Ergebnis kommen.

Von Herzen frohe und gesegnete Weihnachten, Glück und Gesundheit im neuen Jahr.

 


Karl Malz

1. Bürgermeister